Kategorien
Allgemein

„Bitte nicht hamstern!“ – Breitensteins Popbank

„Bitte nicht hamstern!“ stand auf einem der Scheine. Aber sie haben gehamstert! Es war eine Hamsterorgie. Ein Hamsterschlachtfest. Am Ende hingen die Scheinchen noch nicht einmal einen Tag. Oliver Breitensteins Ausstellung „Popbank“ im cuba war, so gesehen, ein voller Erfolg.

„Bitte langsam!“ Kurzfristig herrschte ein großer Ansturm auf die Ausstellung im cuba Foyer. Kunst und Geld eben. Man schlich sich herein, guckte, ob man nicht gesehen wird, verdeckte sein Gesicht, wie es nur ein Hallodri oder sein Seeräuber zu verdecken pflegt. Fremde brachten sich sogar Werkzeug mit, um die Scheinchen unbeschadet von der Wand zu bekommen (Es fragt sich, ob sie auch sonst so pfleglich mit der Kunst umgehen?). Freunde wurden erst gar nicht zu dieser Ausstellung eingeladen. Geld zerstört Freundschaften, sagt man, aber das war nicht der einzige Grund. Eine Eröffnung mit Freunden sollte es nicht geben, da nach der Eröffnung nichts mehr zu sehen und zu holen gewesen wäre. Man kennt doch die sogenannten Freude. Ein bisschen Ausstellung hätte der Künstler sich schon gewünscht. Wenigstens bis die Presse da war. Aber…ne.

Aber mal kurz von vorne: Oliver Breitenstein klebt seit geraumer Zeit Geldscheine, draußen auf der Straße, in den Außenraum, in den Öffentlichen Raum, wenn es den noch gibt.

Also: Herr Breitenstein klebt Scheinchen, bestückt das Wertpapier mit Sinnsprüchen, Kapitalismuskritik, sozialistischen Grüßen, freundlichen Worten oder Ansammlungen aus der Popwelt.

Warum er das macht? Ja, warum machen wir Dinge? Langeweile? Übersprungshandlungen? Überlebenstrieb oder für das Soziale Miteinander. Oder weil wir dem anderen etwas damit sagen wollen. Breitenstein will was sagen. Geld ist scheiße? Verschenkt es? Ja, auch. Natürlich. Vor allem will er aber zum Nachdenken mit der künstlerischen Intervention anregen.

Auch wenn seine Botschaft anders aufgenommen wird, sie kommt an. Auf Instagram genießt sein Account @games_of_cash viele Abonnenten. Täglich postet er neue Fotos von, in der Stadt wild geklebten Scheinchen. Wenn sie jemand findet (was er sich wünscht), sollen die ehrlichen Finder_innen sich was Schönes davon kaufen und gerne ein Foto von der Abknibbelei machen und ihm zu schicken. Das ist dem Künstler sein Glück.

Kunst = Kapital. Fast nirgends wird mehr und augenscheinlich sinnloser mit Geld um sich geschmissen, nirgends wird weniger Geld verdient.

Kunst = Kapital. Duchamp hat seinen Zahnarzt mit einem selbstgestalteten Scheck bezahlt, Warhol hat einen Dollar berühmt versiebdruckt und Beuys hat (Achtung Ähnlichkeit) einen 10 Mark Schein handsigniert und beschriftet („Kunst = Kapital“, schrieb er. „Ach so ist das, Herr Beuys“, loben wir). Breitenstein ist also in guter Gesellschaft. Aber auch wenn sich viele dem Scheinchen zuwandten, mit so einer Konsequenz Geld zu vernichten, zu verschenken, zu verkritzeln, dass kannte ich noch nicht.

Und somit schreibt der Verfasser dieser Zeilen zur Popbank und zur Breitensteinschen Kunst auch nur noch: Geil. Nicht nur der Geiz auch die Kunst. Aber jetzt ist Schluss mit dem Geschreibe. weil ich los muss. Zeit ist Geld.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert