15.1- 12.2.2023 Matthias Zölle. Zwischenstand. Ausstellungshalle Hawerkamp.
Als im Sommer das LWL Museum f. Kunst und Kultur mit einer Ausstellung der Fotografin Annelise Kretschmer um die Ecke kam, entdeckte ich kurz vor meinem Museums-Besuch ein kleines Buch, was mir half die Dortmunder Fotokünstlerin zu lesen, Worte für die Bilder zu finden. Roland Barthes „Die helle Kammer“.
Statt langer Texte stehen in diesem Blogbeitrag auch nur zwei Zitate von Barthes. Wer mehr über den Künstler wissen möchte, sollte seine Internetseite besuchen. Hier findet man viele der großformatigen Fotos, Foto-Reihen wieder, die Matthias Zölle in der Halle präsentiert. Zur Orientierung spannend, wer mehr will, sollte sich die Ausstellung anschauen.
✍️✍️
„Seltsam: die tugendhafte Geste, mit der man sich der „vernünftigen“ Photos bemächtigt, ist eine faule Geste; die Lektüre des punctum ist hingegen kurz und aktiv zugleich, geduckt wie ein Raubtier vor dem Sprung.“(Roland Barthes, Die helle Kammer, S. 59.)
„Viele Photos zeigen meinem Blick gegenüber leider keine Wirkung. Doch selbst unter jenen, die in meinen Augen über eine gewisse Existenz verfügen, lösen die meisten in mir nicht mehr als ein allgemeines und, wenn man so sagen will, höfliches Interesse aus: in ihnen gibt es keinerlei punctum: sie gefallen mir oder sie gefallen mir nicht, ohne mich zu treffen: einzig das studium verwende ich auf sie. … das studium gehört zur Gattung des to like, nicht des to love“ (Roland Barthes, Die helle Kammer, S. 36.)
✍️✍️
Für mich gab es wenigstens einmal das „to love“ in der Ausstellung. Aber Barthes „Stich“ – das Raubtier vor dem Sprung – muss jeder selber spüren. Oder eben nicht. Barthes Unterscheidung, sein punctum, sein studium, sind nur Werkzeuge, Fotografie zu gucken. Mir helfen sie.
✍️✍️
Künstlerseite: Matthias Zölle
Immer noch ein Geheimtipp, auf jeden Fall ein Höhepunkte der Stadt: die Ausstellungshalle Hawerkamp. Die 2010 eröffnete Ausstellungshalle wird durch die Kuratorengruppe des Vereins Hawerkamp 31 e.V. betreut. Hier finden von März bis November jährlich mindestens 6 Ausstellungen statt.
Barthes letztes Buch „Die helle Kammer. Bemerkungen zur Photographie“ erschien 1980 und steht im Zusammenhang mit dem Tod seiner Mutter, mit der er zeitlebens zusammen lebte. In diesem essayistischen Werk versucht Barthes das Wesen der Fotografie zu erkennen und eine Phänomenologie zu entwickeln. Hierbei stellt er verschiedene Thesen zur Bildwerdung und Wirkung auf, wobei er sich zwischen systematischen Beobachtungen und sehr intimen Gedanken bewegt, angetrieben vom ontologischen Wunsch zu verstehen, was die Fotografie „an sich“ ist und was sie von der anderen „Gemeinschaft der Bilder“ abgrenzt.












