5.7. – 27.8.2023. Off the Pedestals: Iván Argote, Eduardo Chillida, Jenny Holzer, Zauri Matikashvili, Joiri Minaya, Leila Orth in der neu sanierten Stadthausgalerie.
Holt sie runter! Ja, genau: Runterholen. Wie gehen wir mit unserer Vergangenheit um? Sollten nicht unsere alten – in Kindertagen gefeierten, aber längst vom Sockel gestossenen Helden – ganz aus unseren Städten verschwinden? Müssen wir weiter mit den Statuen ihre falsche Heroisierung ertragen?
1908 trieben deutschen Kolonialtruppen unter Leitung von Generalleutnant Lothar von Trotha zehntausende Hereros in die wasserlose Wüste Omaheke und nahmen ihre vollständige Vernichtung in Kauf.
Mit dem Train Denkmal an der Promenade gedenken und preisen wir noch 2023 die Münsteraner Teilnehmer am Völkermord an den Herero.

Passend hierzu: Das Lothringer Kreuz feiert den Nahkampf und die Heimkehrenden Soldaten. Jährliche Kranzniederlegungen inklusive. Lobet das Soldatentum.
Muss das denn sein? Passt das in unserer Werteverständnis? Ja. Nein. Vielleicht. Aber runterstoßen? Vielleicht noch kaputt hauen? „Reicht nicht ne Infotafel?“
Ne. doch. Die Gemüter laufen heiß.
Dabei schrieb schon Musil: „Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar wäre wie Denkmäler…“(Robert Musil. 1927).
Wobei ich befürchte, Musil hat die Unsichtbarkeit von „Kunst im Öffentlichen Raum“ unterschätzt.

Iván Argote, Zauri Matikashvili, Joiri Minaya, Leila Orth machen sich trotzdem, also zum Trotz Gedanken. Eduardo Chillida, Jenny Holzer dürfen von der Seitenlinie mitspielen.
Und auf Postkarten sinniert auch das Publikum. Wenn es will.
„Fuck Columbus!“, schreit jemand (Publikum eben).
So weit ist es schon, dass wir den Kolumbus bumsen müssen.
Es ist wirklich alles furchtbar.
p.s. Zur Kunst hat dieser Text kein Wort verloren. Das stimmt. Aber in der Ausstellung dominiert das Politische und da bleibt dann wenig Raum für Kontemplation.
Das ist vielleicht oder sogar ganz sicher ein Nachteil für die Kunst und die Künstler:innen? Für das Thema aber ein Gewinn.
Aber das ist auch nur ein Text.



