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Das Leiden anderer betrachten. Robert Capa im Picasso Museum.

25. Mai – 29. September 2024

Rund 100 Fotografien des vielleicht „berühmtesten Kriegsfotografen der Welt“ zeigt das Picasso Museum in ihrer aktuellen Schau. Fotos aus dem Krieg, eben das Leiden der Anderen betrachten. Aber schrecken diese Bilder ab? Oder sind sie sogar ein Beitrag für den Frieden?

„Man braucht das berühmteste Foto aus dem Spanischen Bürgerkrieg nur zu erwähnen, […] und schon sieht fast jeder, der von diesem Krieg je gehört hat, das körnige Schwarzweißbild von einem Mann in einem weißem Hemd […], den rechten Arm ausgestreckt, während das Gewehr seiner Hand entgleitet und er im Begriff ist, tot auf den eigenen Schatten zu fallen.“ (Susan Sontag „Das Leiden anderer betrachten“, S. 29)

„Im Oktober 1991 saß ich hier in der netten Wohnung im friedlichen Sarajevo, als die Serben nach Kroatien einmarschierten, und ich weiß noch, wie die Abendnachrichten Aufnahmen von der Zerstörung der Stadt Vukovar brachten, ungefähr hundertsechzig Kilometer von hier, und wie ich dachte: „Ach, wie furchtbar!“ – und dann ein anderes Programm einschaltete. Wie soll ich da jemanden böse sein, der in Frankreich oder Italien oder Deutschland Tag für Tag das Morden hier in den Abendnachrichten sieht und dann sagt: Oh, wie furchtbar! und sich ein anderes Programm sucht. Es ist normal. Es ist menschlich.“ Bewohnerin Sarajevos 1993. (Susan Sontag „Das Leiden anderer betrachten“ S. 116)

Fotos, die noch in meiner Kindheit zensiert wurden, haben durch die mediale Dauerbeschallung, jeden Schrecken verloren.

Hat Susan Sontag in Bezug auf die Gräuel des Krieges noch dem realistischen Foto den Vorzug vor dem ausschmückenden Wort gegeben, so zieht mancher nun die emotionalen Erzählung dem kühlen Bild vor. Oder?

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