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23.11-6.4. Nan Goldin. This Will Not End Well. Neue Nationalgalerie Berlin.

Ausflug, Geschäftsreise, Städtetrip, Butterfahrt.. Was auch immer: Am Ende sind Sie vielleicht in Berlin.

Machen Sie das Beste raus. Aber denken Sie daran: Berlin ist heidnisch und lässt sich nicht taufen.

Mein Bestes war die Nan Goldin Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie. Ihre große Retrospektive.

Über Nan Goldin wurde schon alles gesagt. Mit 14 Jahre von zu Hause abgehauen, Feier- und Partyjahre, Abstürze, das Jammern über die Liebe, die Liebe am Jammern, mit der Kamera festgehalten. Präsentation: Dia-Karussel.

Die Foto zeigen die Narben eines schnellen Lebens. Sucht, Depressionen, Manien, Geschlechtskrankheiten. Großartige Momente, doch am Ende ein höllischer Kater.

In einem Podcast (Kulturstammtisch) sagt eine Kultur-Tante oder Onkel, heute sehen die Mittzwanzigjährigen alles so aus. Der Onkel oder Tante sagt: „Auch im Kopf. Die denken auch so.“

Auf Poetry Slams ist es schick, sein schwieriges Leben in Worten und Reimen dem Publikum entgegenzuwerfen. Depression, Sucht, toxische Beziehungen, Unterdrückung, Rassismus, Ableismus usw.

Das Publikum wählt am Ende das schlimmste Opfer. Wer war am Ehrlichsten? Oder behauptet es jedenfalls.

Nan Goldin wusste das schon alles. Ihre Fotos sind die Vorschau auf die Reime der jungen Poetry Slammer:innen. Sie hat das schon vor Jahren erlebt.

Wann ist Kunst? Goldins Themen triggern. Ohne Zweifel. Ihr politischer Kampf gegen die Pharmaindustrie oder ihr Blick und Wort auf Nahost verlangt Respekt.

Und jetzt? Tausende Künstler:innen, die ihre Insta Kanäle mit ihren Abstürzen, ihren Depressionserfahrungen, ihren Ängsten, Krankheiten, ihrem Elend zuballern, auf Nan Goldin verweisen und sagen: „Das ist Kunst.“ Ich denke: „Oh… bitte nicht.“ Aber schauen ist, wenn nicht Pflicht, so doch gute Idee.

Aber denken Sie dran: Berlin, wie damals Rom, ist heidnisch und lässt sich nicht taufen.

23.11.2024 bis 06.04.2025
Nan Goldin auf der Seite der Neuen Nationalgalerie

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