„Denn die einen sind im Dunkeln Und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Bertolt Brecht. Die Dreigroschenoper
Krieg, Vertreibung, Flucht, Militarismus, Fundamentalismus, Armut, Angst, Trauer und Tränen. Pilars Fotos bewegen, berühren. Voller Mit-Leid schaust du in leere Kinderaugen, in trauernde Gesichter, in zerstörte Seelen. Es überwältigt dich.
Glauben Sie an Schicksal? An Bestimmung? Lenkt uns der Große Zampano oder wirft uns der Zufall durchs Leben? Hört also, nachdem uns das geehrte Muttertier geworfen hat, das Rumwerfen auf oder geht es erst richtig los? Rumble in the Jungle?
Die Frage nach dem Schicksal scheint global. Ein koreanisches Sprichwort sagt: „Das muss Inyeon sein.“ Du sagst es in Korea, wenn du z.B. auf dem Seouler Wochenmarkt zufällig eine alte Schulfreundin trifft. „Ach, Du? Inyeon, Schwester!“ So habe ich es jedenfalls verstanden. Hier sagt man vielleicht: „Das kann kein Zufall sein, Bruder.“
Tagesausflug nach Osnabrück. Im Kunstraum Hase29 begeben sich zwei Künstlerinnen auf der Suche nach dem Glitch, dem Fehler in der Matrix, dem Schluckauf in der Wirklichkeit.
Sie fragen, ob wir überhaupt noch selbstbestimmt Handeln können, wenn unser Blick durch KI und ausgefuchste Algorithmen getäuscht wird.
Damit hätte wirklich niemand gerechnet. Gerade ging noch ein Emaille-Milchkännchen für ein paar Euro über die Händlertheke, da kam „das teuerste Bild der Show-Geschichte“ auf den Tablett.
Ja… als jage der Wahnsinn. Horst Lichter, ein gepflegter älterer Fernsehkoch und MC der Trödelshow, gestand nach der Sendung, dass er erst einmal einen Schokoriegel essen musste.
Ja, ach ja… als jage der Wahnsinn. Es war eine Lithografie von Otto Müller die zu dieser Überreaktionen und dem Zuckerschock führten.
Deine Event Heimatkarte. Deine Treuepunkte Karte. Deine Prämien Karte. Dein neuer Stadtwerke-Tarif für den Öffentlichen Personennahverkehr.
Fulda hat die Heimatkarte. Im Schwarzwald heißt sie Schwarzwald Plus Heimatkarte. Das HeimatKärtle gibt es in Gutach, Hausach, Hornberg, Oberwolfach oder Schenkenzell und Heimat-Kaufen geht mit der Heimatkarte im Landkreis Schwäbisch Hall.
Ei pellen, Schale betrachten, Welt konstruieren.
Jetzt hat auch Münster die Karte. An der Radstation gelbe Fragmente. Satomi Edo spricht auch hier von Heimatkarte – ganz ohne Treueprämien. Also: Nur die Karte einer Heimat. Ihrer Heimat? Nein, wohl nicht. Aber was für eine Heimat?
30.8-22.9 ÜberLEBEN. Usch Schüllenbach und Werner Köhne. Am Hawerkamp. Titanikhalle.
Über… erst einmal: Verstehen Sie mich nicht falsch.
Über ÜberLEBEN. Und über Flucht, Hunger, Krieg, Pandemien, Krankheit, dazu eine dicke Prise unmenschlicher Bürokratie. Abgehakt, abgehakt. Einen Stempel bitte! Dulden, prüfen, abschieben.
„a place to learn to be curious; a place to get lost; a place to explore the universe as our school and the Kunsthalle as one of its classrooms; a place where we decide what we want to learn; a place where being different is fine; a place to be contradictory and subversive; a place to question the present; a place to find sound traces; a place to initiate experiences and to develop habits of self-learning; a place to be infinite learners; a place where the word is understood as a plastic material, conversation as form and where the common is to learn and to teach.“ nicolás paris
Die Kunsthalle wird zum Klassenzimmer, zur Schule. Wobei man hofft, dass nicolás paris – der sich klein schreibt, vielleicht um nicht mit der Stadt verwechselt zu werden oder weil er nicht gerne große Angeber-Buchstaben benutzt oder weil jedes Office-Dokument so schön rot-wellig unterstrichen wird – wobei man also hofft, dass er nicht die deutschen Klassenzimmer und Schulen meint oder wenigstens andere Klassenzimmer oder Schulen. Vielleicht Privatschulen? Oder Burg Schreckenstein? Wobei… das auch eine Privatschule war, glaube ich.
Vielleicht ist Klassenzimmer auch nur eine Metapher für ein Ort, an dem wir wirklich bereit sind, anderen zuzuhören. Das wäre schön. Vielleicht, vielleicht?
„Nimm einen grünen Stift
Du hältst einen Wald zwischen deinen Fingern
Wie viele Flüsse passen in einen blauen Stift?“
nicolás paris
Also… wie auch immer. Das ist ein großartiger Dreizeiler. Alleine dafür hat sich der Besuch gelohnt. Wobei tatsächlich auch noch ein paar andere Kunst-Dinge in der Halle mich – wie sagt man? – etwas gelehrt, ne berührt haben, z.B „Blitz, Galaxie, Wirbelsturm, Strudel, Neuron“ ein kleines Kunst-Ding gleich am Eingang.
Ich finde es mal wieder super. Also dieses Mal wirklich. Sollte nicolás paris, nicolás paris klein geschrieben, noch einmal irgendwo was ausstellen, abstellen, hinbestellen, ich werde klatschen.
Ruppe Koselleck bewegt sich entlang einer Linie im öffentlichen Raum abgestellter To-Go-Becher von Coerde in Richtung Bahnhofsviertel, wo am Zielort, dem Foyer des cuba, eine narrative Installation heranwächst.
Entlang einer Linie aufgebrauchter und im öffentlichen Raum abgestellter To-Go-Becher bewegt sich Konzeptkünstler Ruppe Koselleck von der Müllkippe in Coerde, durch das Zentrum der Vorstadt quer durch das suburbane Randgebiet in Richtung zentrales Bahnhofsviertel. Hier erreicht Koselleck – bechersammelnderweise – schließlich das cuba, wo eine künstlerische Wegskizze als ein sinnlicher Sachschadensbericht zu einer narrativen Installation heranwächst.
Nicht domestiziert oder unter menschlicher Kontrolle ist das Wild, „Sauvage“. Die Hecke – Eibe – weniger. Hier gibt es den ordentlichen Schnitt.
Oder meint sie die Jogger? Jeden Morgen. Oft die Gleichen. Manchmal Neue mit schlechten Sohlen. Eine Runde, zwei Runden. Die Hecke triebt und wächst, nur ein bisschen, bleibt unter Kontrolle. Jeder einzelne Trieb.