24.04 – 02.06.2024 unplace. Gruppenausstellung Wewerka Pavillon
mit Lennart Haffner, Chu Chun Hsu, Zahraa Khanafer, Leon-Maxim Lindner, Malin Johanna Schlebusch, Helena Maeve Segin in Kooperation mit dem Künstler David Polzin.

27./28.04.24 Martin Pfeifle, Christoph Westermeier
Achtung! Achtung! Es gibt Kunst für das Gemüt.
Auf der Friedrich-Ebert-Straße öffnet in diesem Jahr wieder der Off-Raum studio155 sein Tor für Standortbestimmungen.
Unter dem Leitmotiv „floating states“ zeigen Kunstschaffende bis Mitte Juli ihre Arbeiten.
Beginnen durften am 27. und 28. April Martin Pfeifle @martinpfeifle und Christoph Westermeier @westermeier

















„Kunst ist…?“ „Wie bitte? Weiß ich doch nicht, und ich glaube auch nicht, dass ich darauf eine Antwort finde. Vielleicht mal ein Antwortchen.“
Ist ja immer etwas schmuddelig, danach zu fragen. Also nach der Kunst. „Super witzig ! Hi Hi … es fragt nach der Kunst, das Liebchen. Es soll erst einmal lernen, seine Umwelt richtig zu zeichnen.“

Was ein Typ! Richard Serra ist tot. Am 27. März ist er in seinem Haus auf Long Island verstorben. Natürlich auf Long Island. Wenn man auf Long Island verstirbt, hat man es geschafft.

Er war ein streitbarer Kopf. Als „Tilted Arc” (1981-89) auf dem Federal Plaza in New York City installiert wurden, beschwerten sich die Büroangestellten, der umliegenden Büros, dass Serra ihnen auf ihrem Pausenhof eine Stahlplatte vor die Linse gestellt hatte.
Sortieren, unterteilen, beschriften, strukturieren. Nach Material, Art und Jahr. In Kartons, Tee- oder Postkisten. Gestapelt. Getürmt.
Ich will fragen, ob sie vor, während oder nach der Kunst schon sammelte, vergesse es aber wieder.
„Alle Dinge sind gleichbedeutend, gleich wichtig“, sagt sie in Bezug zu den Dingen.

An einem sehr regnerischen Tag, einem Tag, wo wir eigentlich nicht das Bett verlassen sollten, einem Tag, wo sogar deine blauen Augen grau sind, an so einem Tag ist im DA Frühlingserwachen.
Abgesehen von dem traurigen Himmel, dem Tag da draußen und deinen grauen Augen, außer diesem ganzen Mist, ist im DA die Kunst am Erwachen.
Und alle so: „Hurra.“ Und einer so: „Zurecht?“
Spoiler: „Ja.“

Im August schrieb die Monopol über horrende Eintrittspreise in Museen. Das Guggenheim in New York 30 Dollar, Metropolitan Museum ebenfalls, das Art Institute in Chicago nimmt sogar 32 Euro für eine Eintrittsticket.

Zu Recht fragte das Magazin, ob ein Museum noch ein sozialer Raum sein kann, wenn sich der Eintritt in Sphären bewegt, die sich nur noch wenige leisten können.
Nackt. Nude. Eine Erfahrung durch die Ausstellung? Meine erstes Posting zur Ausstellung wurde wieder gelöscht. Auf Instagram. Es war zu nackt. 2023 ist nicht 1993. Vor dreißig Jahren fühlte sich nackt anders an. Mehr in Ordnung. Aber 2023 ist nicht das nackte 1993.

Nackt. Nude. „Weißt du noch, als wir damals nach der Sputte zum Kanal fuhren und betrunken bei Mondschein schwammen?“
„Nackt?“
„Ja, natürlich nackt. Zum Feiern nimmst du keine Badekappe mit.“
9.12-10.3 When Disaster Strikes. Dominique White. Kunsthalle Münster
When Disaster Strikes. Dominique White erzählt von den nautischen Mythen der Schwarzen Diaspora. Sie erinnert durch Material und Form an Verschleppung, Versklavung, unzählbaren Mord. Sie erinnert an das Böse, „was sprachloses Entsetzen verursacht, wenn wir nichts anderes mehr sagen können als: Dies hätte nie geschehen dürfen.“

When Disaster Strikes. Ohne Kontext sahst du vielleicht das zerrissene Tuch, den Fangkorb, die Netze, rostendes Eisen, Harpunen? Rätst Mittelmeer, Fluchtrouten, überflutete Tunnelsysteme? Oder vergessene Unterwasserwelten?
Wo Arme sich quälen, ertrunkene Ahnen zählen, ahnst du überall unzählbar-ertrunkene Seelen.
Keine Ahnung, warum dich das alles berührt? Und ob dich das überhaupt berührt?
„Shipwreck(ed)“? Die Londoner Künstlerin Dominique White verschränkt Theorien der Black Subjectivity, des Afropessimismus und der ‚Hydrarchie‘ mit den nautischen Mythen der Schwarzen Diaspora. „Shipwreck(ed)“ nennt sie das.
International werden Dominique Whites Ausstellungen gegenwärtig hochgelobt. Preise, Preise, Preise und die Zeitschrift CURA hat sie zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Zeit gewählt.






19.10-10.12.2023. Mariës Hendriks und Gerard Koek. A Gathering of Pauses. Haus der Niederlande.
Weihnachten in der Innenstadt, verloren zwischen Glühweinstand und Bratwurstbude.
„Entschuldigung, darf ich mal?“ „Nein. Sie dürfen nicht.“ „Aber…“

Da suchst du schnell einen Ort zum Durchatmen. Einfach nur Runterkommen. Und wer nicht sofort das Weite sucht, kann es ja mal mit den einschlägigen Kunstorten versuchen. Im Haus der Niederlande oder in der Dominikaner Kirche ein bisschen Kunst gucken, sich aufwärmen, vielleicht ein Schwätzchen mit der Aufsicht halten, bevor es weitergeht. Aber Achtung! Die Mitnahme von Bratwurst im Brötchen und Softdrinks ist untersagt und Hunde gehören hier nicht her.
Im Haus der Niederlande kannst du alter Kunstgucker dann noch mal schnell eine Ausstellung der beiden niederländischen Kunstschaffenden Mariës Hendriks und Gerard Koek mitnehmen. „A Gathering of Pauses“ heißt sie und ich überlegte die ganze Zeit, was das heißen soll. Eine Ansammlung Pausen? Ich weiß es nicht.
Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal bei einem Bild, einem Text, einer Musik, einem Film oder vielleicht sogar bei meiner Performance vor Leidenschaft in Tränen ausgebrochen sind? Wann hat sie das letzte Mal die Kunst oder ähnliches wie Kunst richtig mitgenommen?
Bei mir war es Winnetou III. Ich saß vor meinem Schneider Kassetten Rekorder und Winnetou starb fast in meinem Armen. „Nscho-tschi.“ „Winnetou.“ „Winnetou.“ „Nscho-tschi!?“ „Old Shatterhand?“ „Winnetou?“ „Winnetou!“ „Ich brach in Tränen aus. Winnetou starb in meinem Armen, später starben noch Kate Winslet, Lady Di und Sean Penn in Dead Man Walking. In meinem Armen. Alle.
Im Haus der Niederlande weinte ich nicht.
Ich meine ja nur:Wann haben Sie das letzte Mal bei einer Ausstellung geweint, also wegen den Objekten? Kann man doch fragen? Ich hatte dann auch wieder warme Füße.
Und ich fand die Ausstellung auch nicht doof. Ehrlich gesagt, hat sie mich einfach nicht berührt. Paar Bilder an einer Stellwand. Die Stellwände sind schwierig. Die Malerei erinnerte mich an „Malen nach Zahlen“. Aber, wie gesagt, es ging um meine Füße und Winnetou III. Da gucken Sie lieber selber.
„Nscho-tschi!“ „Winnetou?“ „Winnetou.“ „Nscho-tschi.“ „Stirbst du jetzt?“ „Ja.“ „Echt? Nein, bitte.“ „Okay.“ „Was?“ „Doch.“ „Winnetou.“ „Nscho-tschi.“ „Jetzt.“ „Ahhhh…““Winnetou. Neiiinnn.“
Super war das. Mit zehn.
Später las ich, dass die Beiden gut im Geschäft sind, also Mariës Hendriks und Gerard Koek. Winnetou natürlich auch und der in der Dominikaner Kirche sowieso. Vielleicht lag es an meinen kalten Füßen. Am Besten machen Sie sich selber ein Bild. Zwischen den nächsten beiden Glühweinbecher.
Aber dran denken: Im Haus der Niederlande ist kein Öffentliches Klo. Auch nicht in der Dominikaner Kirche. Dort nur für Eingeweihte und das sind Sie nun wirklich nicht, oder?