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„Alles andere als Unkraut, aber…“ – ein Selbstgespräch.

Siah Armajani. Study garden. Garten Geologisches Institut. Skulptur Projekte 1987.

„Alles andere als Unkraut, aber…“ – ein Selbstgespräch.

Siah Armajani war ein iranischstämmiger, US-amerikanischer zeitgenössischer Bildhauer, Filmkünstler und Architekt. Er bezeichnete sich selbst als „public artist“, als einen Künstler, der für den öffentlichen Raum arbeitet. (Wikipedia)

„Er schafft […] eine Forschungsgelegenheit unter freiem Himmel. Studierende und Dozent:innen […] nutzen diesen am Nachmittag schattig gelegenen Ort an heißen Tagen gerne.“
(Skulptur-Projekte Archiv)

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Alle sind sehr nett, oma krijgt seniorenkorting, oder wie über Kunst schreiben?

16.6-29.9 Kunst am Rand. Münster-Kinderhaus.

Ein drittes Mal treibt es dich die Vorstadt. Kunst gucken. Aber dieses Mal bist du nicht alleine, spontan haben sich Menschen mit dir verabredet. Später wirst du sagen: Sie waren alle sehr nett.

Dieses Mal sind echte Kuratoren in der Gruppe. Sie können die Oberfläche aufbrechen, das dicke Eis aufbohren, zum Kern des Artefakts hervordringen. Alle sind sehr froh, die Kuratoren zu haben. Sie waren auch sehr nett, wirst du später sagen.

Und weil alle so nett sind (und weil es sich lohnt), seid ihr auch lange unterwegs. Die Wegzehrung ein Witz und besorgt schaust du auf deine Fahrradbatterie. „Bald musst du selber strampeln, wenn noch viel kommt“, denkst du und siehst dich schon schwitzen. Aber es geht alles gut.

Am Ende wollen die Kuratoren wissen, was dir am Besten gefallen hat. Ist das hier ein Poetry Slam?, fragst du dich. Auf einem Poetry Slam hättest du jetzt Hippie-Sieg gerufen und es gäb viele erste Preise. Beim Kindergeburtstag kriegen sogar alle einen Preis. Nur erste Preise.

Es ist aber kein Poetry Slam und auch kein Kindergeburtstag versichern die Kuratoren der Gruppe. “Ach..Na dann.“ Am Ende entscheidest du dich. Auch weil alle so nett waren. Aber leicht war das nicht.

Ich lerne derweil niederländisch in het cursus online. Mijn oma krijgt in deze winkel altijd seniorenkorting. Meine Oma bekommt in diesem Laden immer Seniorenrabatt. Alle waren helemaal artig. Alle waren sehr nett.

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Das Kückelhauswesen und die Geheimnisse der goldenen Kugel

16.6-29.9 Kunst am Rand. Anne Kückelhaus. Brückenschlag – disConnected : jumper/24. Münster-Kinderhaus.

(Kunst am Rand Nr 02 mit Sonne, aber zu heiß. Das Fahrrad quietscht und ich auch. Es ist traurig.)

Ich gehe gerne Spazieren. Das ist so ein Corona Ding. Meine Langzeitfolge. Erst gerade wieder. In Kinderhaus. Mit dem Rad.

Mitten in meiner Langzeitfolge komme ich an St. Josef vorbei. Glocken schlagen. Wie immer zu laut. Es ist sechs Uhr abends. Aus einer Seitenstraße: „Frederico? Miracoli“ Ich lache, klatsche mir auf die Schenkel. „Gut gelaunt. Lustig. Dein Kinderhaus“, denke ich.

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Über Sadisten, Brückenheilige und eine HBO-Serie

Die Skulptur des „Heiligen Nepomuk“ (1740/50) am Aasee.

Kennst Du Wenzel IV aus Böhmen? Nein? Aber Ramsay Bolton aus Games of Thrones kennst Du? Genau, der Sadist, der seine Hunde auf Menschen hetzte, Gegner selbstständig folterte, und Stinker den Schwanz abschnitt.

Und Wenzel IV? Er war böhmischer König im 14 Jahrhundert und fast scheint es, als ob er das Vorbild für Ramsay Bolton abgab.

Und warum erzähle ich das? Am Aasee gibt es eine Statue, die „unser“ Schlaun entwarf, und den Brückenheiligen St. Nepomuk darstellt.

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15.6-15.9 Ndayé Kouagou. Sorry,but your beloved mom is not always right!Westfälischer Kunstverein

Die Performances, Bilder und Skulpturen des französischen Künstlers Ndayé Kouagou basieren immer auf Texten, deren Autor er ist. Auf poetische Weise nähert er sich Themen wie Identität, Individualität, Freiheit und Liebe.

Ich arbeite grundsätzlich mit Texten. Ich bezeichne mich als Schriftsteller, auch weil das gut klingt. Das was ich gerne tue, ist schreiben. Durch die Möglichkeiten, Performances zu machen, habe ich einen Weg gefunden, meinem Schreiben eine neue Form zu geben. Und am Ende haben sich dann auch Objekte und Skulpturen daraus entwickelt.

Ndayé Kouagou, gallerytalk.net 2020

Am Ende noch ein Urteil von meiner Seitenlinie. Inhalt und Performance. Die Ausstellung geht gut ins Auge – da wird es auch von Masse und Mob keine Klagen geben. Tut nicht weh. Inhaltlich haben mich die Wörter, Texte nicht mitgenommen – die ganze „Selbstbeschau“ ist gegenwärtig für mich Un-thema oder Un-sinn – aber die Performance fand ich super.

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Euro24, Kinderhaus und das Geheimnis des Video-Video Kellers.

16.6-29.9 Kunst am Rand. Münster-Kinderhaus. Erster Versuch.

Euro24, Kinderhaus und das Geheimnis des Video-Video Kellers.

Kunst im Außenraum. Das ist nicht immer leicht. Sagen alle. Kunst-Guckende, Kunst-Schaffende, Kunst-Ermöglicher. Alle.

Du hast mal auf einen Ska-Punk Konzert Kurzgeschichten vorgelesen. Zwischen zwei Bands. Das Publikum hat deinen Auftritt genutzt, Bier zu holen. Nachher fragt dich einer, wie DU! denn drauf bist. „Dir ist ja gar nicht peinlich, sagt er. Du grinst. Doch schon.

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Das Leiden anderer betrachten. Robert Capa im Picasso Museum.

25. Mai – 29. September 2024

Rund 100 Fotografien des vielleicht „berühmtesten Kriegsfotografen der Welt“ zeigt das Picasso Museum in ihrer aktuellen Schau. Fotos aus dem Krieg, eben das Leiden der Anderen betrachten. Aber schrecken diese Bilder ab? Oder sind sie sogar ein Beitrag für den Frieden?

„Man braucht das berühmteste Foto aus dem Spanischen Bürgerkrieg nur zu erwähnen, […] und schon sieht fast jeder, der von diesem Krieg je gehört hat, das körnige Schwarzweißbild von einem Mann in einem weißem Hemd […], den rechten Arm ausgestreckt, während das Gewehr seiner Hand entgleitet und er im Begriff ist, tot auf den eigenen Schatten zu fallen.“ (Susan Sontag „Das Leiden anderer betrachten“, S. 29)

„Im Oktober 1991 saß ich hier in der netten Wohnung im friedlichen Sarajevo, als die Serben nach Kroatien einmarschierten, und ich weiß noch, wie die Abendnachrichten Aufnahmen von der Zerstörung der Stadt Vukovar brachten, ungefähr hundertsechzig Kilometer von hier, und wie ich dachte: „Ach, wie furchtbar!“ – und dann ein anderes Programm einschaltete. Wie soll ich da jemanden böse sein, der in Frankreich oder Italien oder Deutschland Tag für Tag das Morden hier in den Abendnachrichten sieht und dann sagt: Oh, wie furchtbar! und sich ein anderes Programm sucht. Es ist normal. Es ist menschlich.“ Bewohnerin Sarajevos 1993. (Susan Sontag „Das Leiden anderer betrachten“ S. 116)

Fotos, die noch in meiner Kindheit zensiert wurden, haben durch die mediale Dauerbeschallung, jeden Schrecken verloren.

Hat Susan Sontag in Bezug auf die Gräuel des Krieges noch dem realistischen Foto den Vorzug vor dem ausschmückenden Wort gegeben, so zieht mancher nun die emotionalen Erzählung dem kühlen Bild vor. Oder?

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Helmut Dick & Matthias Schamp. BILDREIME

8.5-8.6 no cube

konzeptuelle Fotografie und mehr

Eigentlich sollte es hier um Dick & Schamp gehen und um die Kunst und Humor, also um eine Kunst wider dem Heiligem Bierernst .

Doch die hohen Wächter der Kunst muffelten: „Kunst und Humor? Das geht doch nicht.“

Wir erinnern uns an Jorge (Eco: Name der Rose):

“… aus diesem Buch könnte leicht der luziferische Funke aufspringen, der die ganze Welt in einen neuen Brand stecken würde, und dann würde das Lachen zu einer neuen Kunst, die selbst dem Prometheus noch unbekannt war: zur Kunst der Vernichtung von Angst!”

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Da… igitt ist das eine Wurzeldroste?

3.5-26.5 Christoph Otto Hetzel. Skulptur Zeichnung Graphik. Ausstellungshalle Am Hawerkamp

Also: Mit dem Kunstprojekt „Mit Droste im Glashaus“ verbindest du Hetzel, und mit Ästen, Stielen, Griffen, aus denen schreiende, lachende, glotzende Drostes heraus wurzeln. „Schaurig ist es durchs Moor zu gehen, und da.. Igitt ist das eine Wurzeldroste? Eine Glotze-Annette? Schaurig, schaurig.

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Ist das denn noch Kunst?

Ist das denn noch Kunst, wenn überall junge Menschen rumstehen. Mit den gleichen doofen T-Shirts, wo ein Slogan, ein Kunst-Motto draufsteht? Sie ihnen sagen: „Du bist Teil von was Großen , wenn du das willst. Und wenn du willst, kannst du bei uns umsonst ein Praktikum machen und tolle Menschen aus aller Welt kennenlernen. Jede Hautfarbe, jedes Geschlecht. Ganz offen. Ganz umsonst.“

Ist das denn noch Kunst?

Ist das denn noch Kunst, wenn alle über das Wasser laufen können? Wie in Münster, Skulptur Projekte, Münster, Aasee. Erinnern Sie sich? Und wie Jesus, Bibel, Palästina, See Genezareth. Erinnern Sie sich?Eigentlich nur auf einem durchsichtigem Steg. Aber bitte! Und wie Jesus über Wasser laufen, auch wenn es nur auf einem durchsichtigen Steg ist: Geil. Für das Foto. Super, sagt sie. Spitze, sagte er. Wenn nicht für dich, dann für deine Social Media Bubble.

Ist das denn noch Kunst? Ist das denn noch Kunst, wenn sie längst Wahrzeichen der Stadt ist? Wenn sie immer in jedem wichtigen Marketing Heftchen auftaucht? Münster, Stadt des westfälischen Friedens. Die Kugeln. Stadt der Universität. Die Kugeln. Stadt der glücklichen Familie. Die Kugeln. Lebenswerteste Stadt. Die Kugeln. „Komm, ich habe da eine tolle Idee, da machen wir aufs Plakat: Äh…? Die Kugeln!“ Na was?

Ist das denn noch Kunst? Ist das denn noch Kunst, wenn natürlich bei jeder Hop-on Hop-off- Tour („Das ist die volle Hop-on Hop-off-Freiheit“) die Kunst eine längere Ausführung des Zeremonienmeisters der Stadtrundfahrt erfährt.

„Meine Damen und Herren, zu unserer Rechten, die Kunst. Also hier: Die Kugeln. Drei an der Zahl. Achtung Kneipenquizfrage. Was haben 10. Juni 1977 Studenten mit der Kunst versucht? Richtig. Sie wollten sie in den Aasee rollen. Diese Hallodris.“

Ist das denn noch Kunst? Ist das denn noch Kunst, wenn ein Pärchen ganze Paläste mit Stoff zuhängen, Millionen Menschen in die Hauptstadt jeten, die sich einen eingeschnürten Reichstag anschauen? Da: Wieder Student:innen in farbigen T-Shirts, wieder mit Motto. Man versichert uns wieder, das die jungen Menschen alles freiwillig machen, für die Kunst, hier wird niemand ausgenutzt.

„Ich habe ganz viele tolle Leute aus Spanien, aus Mexiko, aus Indien, aus Afrika und aus Sachsen und aus Schweden kennengelernt. Wir haben tolle Sachen zusammen gemacht, also… wenn wir frei hatten. UNO und Mau-Mau. Und schauen Sie man: Ein T-Shirt. Mit Motto.“ (Lucy, 19J., Aachen)

Ist das denn noch Kunst? Ist das denn noch Kunst, wenn ein Bild geschreddert wird, nur um zu schreddern? Und das Bild hinterher – in Streifen – mehr wert ist als vorher?

Ist das denn noch Kunst?

„Darling, he has schreddert the Bild. He has schreddert“, singt die junge Diva aus Münster ihrem heißen Internettypen aus San Josè ins Ohr. „He has schreddert.“ Morgen wird er sie schreddern, also sich trennen. Ihr Englisch war ihm doch zu giftig. Also trennen, ganz lässig per WhatsApp.

Ist das denn noch Kunst?